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ball: Gegen Frust hilft nur Spielpraxis

Geschrieben von Maik Wichmann am .

GROSSSCHWABHAUSEN (tl). Er ist eines der größten Handball-Talente, die das Weimarer Land seit der Wende hervorgebracht hat. In der Saison 2007/08 warf er den SV Anhalt Bernburg mit 205 Toren fast im Alleingang zum Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Im Sommer kehrte Nick Heinemann zum ThSV Eisenach zurück, wo er schon als A-Jugendlicher spielte und 2002 das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft erreichte. Alles sah so gut aus: Job in einem Fitness-Studio in der Wartburgstadt, wieder öfter daheim, denn "bei Oma schmeckt es am besten". Sportlich allerdings wurde die Heimkehr bisher zum Flop: Der 25-Jährige saß zu Saisonbeginn nur auf der Bank, erst in den letzten drei Spielen kam er zum Einsatz, allerdings nur eines davon durchgängig (in Coburg). Die Folge: Beide Seiten sind enttäuscht und hatten sich das anders vorgestellt.

Nicks Vater Dirk Heinemann, Männer-Trainer beim Heimatverein in Großschwabhausen und regelmäßiger Zuschauer bei den Zweitliga-Spielen, beobachtet: "Das Selbstbewusstsein, das sich Nick über die letzten Jahre erspielt hat, ist futsch." Locker, frech und schnell - das waren in Bernburg die Hauptattribute
für den Thüringer. Er war bei jedem seiner letzten Vereine der Haupt-Siebenmeterschütze. "Momentan ist er leider nicht mehr als ein braver Mitspieler", so Dirk Heinemann. "Er agiert mit angezogener Handbremse. Er traut sich Sachen nicht mehr zu, aus denen er vor einem Vierteljahr noch sicher Tore
gemacht hat." Die Siebenmeter werfen in Eisenach andere, und Konter, bei denen Nick seine eigentlichen Stärken zeigen könnte, bringt der ThSV momentan nicht zustande. Jedes Tor muss sich die Truppe im Kombinationsspiel hart erarbeiten, die sogenannten "leichten" fehlen fast komplett. Die magere Ausbeute (fünf Pluspunkte aus acht Spielen) spricht für sich.

Was Nick am härtesten zusetzte, war der fehlende Draht zum Trainer. Ex-Nationalspieler Maik Handschke kritisierte ihn nicht, sondern ließ ihn zunächst kommentarlos auf der Bank schmoren. Tiefpunkt war das Pokalspiel beim Bergischen HC: Der Trainer versprach allen Akteuren ihre Chance. Und tatsächlich kamen alle zum Einsatz - außer Nick.

Der Großschwabhäuser ist kein Typ, der in solchen Situationen die Brocken hinwirft. Zumal er in Eisenach einen Vertrag bis 2011 unterschrieben hat, der sich um ein Jahr verlängert, falls das Team die eingleisige 2. Bundesliga erreicht. Sein Selbstvertrauen kann er sich nur durch Spielpraxis zurückholen - Coburg war ein Anfang, das Spiel heute 19.30 Uhr gegen Obernburg in der Aßmann-Halle könnte der nächste Schritt sein. Zum ersten Mal in dieser Saison wird ihn die komplette Familie inklusive Großeltern von den Rängen anfeuern.


TA 23.10.2009